26
27
(OR:0.95,CI(0.90-1.00),p=0.05). Eine OAK wurde häufig begonnen, wenn sie klar empfohlen wurde (n=19/31[61.3%] vs
n=4/26[15.4%],p< 0.001) und bei jüngerem Patientenalter (67[58-74] vs 79[73-83],p< 0.001), günstigem funktionellem
Outcome (n=10/23[43.5%] vs n=5/40[12.5%],p=0.01), geringerer Mortalität (n=6/23[26.1%] vs n=19/40[47.5%],p=0.06)
und einer funktionellem Verbesserung im Follow-up (n=13/17[76.5%] vs n=7/21[33.3%],p=0.01). Das Nicht-Umsetzen
einer Therapieempfehlung war assoziiert mit einem schlechteren funktionellem Status (Barthel-Index 5(0-75) vs 80(40-
100),p< 0.05).
Schlussfolgerung:
Klare Therapieempfehlungen von behandelnden Akutmedizinern scheinen notwendig um den
Beginn einer OAK nach erlittener ICB zu sichern. Dieser Wiederbeginn zeigte für den Patienten günstige Assoziationen;
weist allerdings auch auf die Anwesenheit eines Selektionsfehlers durch getroffene Therapieempfehlungen und deren
Umsetzung in der ambulanten Weiterbetreuung hin. Insbesondere die dokumentierten Assoziationen mit Alter und
funktionellem Status können unadjustierte Studien verfälschen.
EP/02/03
Einfluss von Thrombozytenfunktionshemmern auf Blutungscharakteristika und funktionelles
Outcome bei Patienten mit Vitamin-K-Antagonisten-, Neue Orale Antikoagulanzien-assoziierter
und primärer Intrazerebraler Blutung
M.I. Sprügel
1
, J.B. Kuramatsu
1
, S. Schwab
1
, H.B. Huttner
1
1
Universitätsklinikum Erlangen, Neurologie, Erlangen, Deutschland
Fragestellung:
Thrombozytenfunktionshemmer (TFH) finden breiten Einsatz in der Prävention kardiovaskulärer Ereig-
nisse. Die Kombinationstherapie von TFH und oralen Antikoagulantien (OAK) erhöht zwar das Blutungsrisiko, jedoch
sind die Auswirkungen einer TFH-Therapie auf den Schweregrad und die Charakteristika einer intrazerebralen Blutun-
gen (ICB) bei Patienten unter OAK kaum untersucht. Ziel dieser Studie war es, den Einfluss einer Begleitmedikation mit
TFH auf die Blutungscharakteristika und das funktionelle Outcome bei Patienten mit (i) primär spontaner ICB, (ii) ICB
unter Vitamin-K-Antagonisten (VKA) und (iii) ICB unter Neuen Oralen Antikoagulanzien (NOAK) zu untersuchen.
Methodik:
Anhand einer deutschlandweiten Observationsstudie mit 22 teilnehmenden Zentren [RETRACE Teil 1
(2006-2010) und Teil 2 (2011-2015)] sowie einer prospektiven monozentrischen Datenbank (UKER-ICH 2006-2015) wur-
den Patienten mit primärer ICB (n=1069), VKA-ICB (n=2288) und NOAK-ICB (n=188) mit verfügbarer Information zur
TFH-Vormedikation identifiziert. Als primären Endpunkt wurden die radiologischen ICB-Charakteristika festgelegt, als
sekundären Endpunkt das funktionelle Outcome und die Mortalität nach drei Monaten. Ergänzend wurden für die Out-
come-Analyse relevante Unterschiede in den Basischarakteristika mittels Propensity Score (PS) Matching adjustiert.
Ergebnis:
Insgesamt bestand bei 32,4% (n=346 von 1069) der Patienten mit primärer ICB, bei 9,0% (n=206 von 2288)
mit VKA-ICB und 16,0% (n=30 von 188) mit NOAK-ICB eine begleitende TFH-Therapie. Patienten unter TFH litten häufi-
ger unter kardiovaskulären Erkrankungen mit höherem CHADS2-Score bei primärer ICB (3[2-4] vs 1[1-2]; p< 0,001) und
VKA-ICB (3[2-4] vs 2[2-3]; p< 0,05). Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede von Patienten mit bzw. ohne TFH
hinsichtlich Blutungsvolumen, -lokalisation, Ventrikeleinbruch oder Hämatomwachstum in allen drei Gruppen (p>0,05).
Sowohl in der nichtadjustierten Analyse der VKA- und NOAK-ICB, als auch nach PS Matching für relevante Unterschiede
in den Basischarakteristika der drei Gruppen, ergaben sich keine Unterschiede hinsichtlich des funktionellen Outcomes
nach 3 Monaten bei Patienten mit bzw. ohne TFH-Vormedikation (p>0,20).
Schlussfolgerung:
Eine Begleitmedikation mit Thrombozytenfunktionshemmern hat bei Patienten sowohl mit primä-
rer ICB, als auch VKA- und NOAK-assoziierter ICB keine relevanten Auswirkungen auf den Schweregrad, die Blutungs-
charakteristika und das Outcome einer ICB.
Hirn und Nervensystem I
EP/02/01
Antagonisierung und Blutdruckmanagement zur Vermeidung von Nachblutungen bei
Patienten mit NOAC-assoziierter intrazerebraler Blutung
S. Gerner
1
, J. Kuramatsu
1
, S. Schwab
1
, H. Huttner
1
, RETRACE
1
Universitätsklinikum Erlangen, Neurologische Klinik, Erlangen, Deutschland
Fragestellung:
Inwieweit kann durch die Gabe von Prothrombinkomplex-Konzentraten (PPSB) und Blutdruck-Manage-
ment das Risiko einer Nachblutung bei Patienten mit intrazerebraler Blutung (ICB) unter neuen oralen Antikoagulan-
zien (NOAK) gesenkt werden.
Methodik:
Retrospektive Kohortenstudie mit über 1328 Patienten mit ICB unter oraler Antikoagulation (190 NOAK,
1138 Vitamin-K-Antagonisten (VKA)) über einen Zeitraum von 5 Jahren an 19 Neurologischen Kliniken in Deutschland.
Propensity-Score matching wurde angewandt, um NOAK- mit VKA-assoziierten ICBs zu vergleichen. Primärer Endpunkt
war die Assoziation von PPSB-Gabe und systolischen Blutdruckwerten mit dem Auftreten einer Nachblutung. Sekun-
däre Endpunkte umfassten die Krankenhausmortalität sowie das funktionelle Outcome nach 3 Monaten, das mittels
modified Rankin Score erhoben wurde.
Ergebnis:
Zur Analyse des primären und der sekundären Endpunkte standen 146 Patienten mit NOAK- und 753 mit
VKA-assoziierter ICB zur Verfügung. Eine Nachblutung wurde bei 49/146 (33.6%) Patienten mit NOAK- und bei 262/753
(34.8%) Patienten mit VKA-ICB beobachtet. Entgegengesetzt zur PPSB-Gabe bei VKA-assoziierten Blutungen, war die
Gabe von PPSB bei NOAK-assoziierten ICBs nicht mit einer niedrigeren Rate an Nachblutungen assoziiert (Risk Ratio
(RR): NOAK: 1.150(0.632-2.090);p=0.647; VKA: 0.737(0.562-0.967);p=0.028) und zwar unabhängig von der verabreichten
PPSB-Dosierung sowie dem Zeitintervall bis zur ersten Bildgebung bzw. Therapieinitiierung. Sowohl bei Patienten mit
NOAK- als auch mit VKA-ICB war ein systolischer Blutdruckwert von < 160mmHg 4 Stunden nach Aufnahme mit einer
Risiko-Reduktion von Nachblutungen assoziiert (RR: NOAK: 0.598(0.365-0.978);p=0.041; VKA: 0.631(0.503-0.792);p<
0.001). Der kombinierte Therapieansatz - bestehend aus PPSB-Gabe und Blutdruckwerten < 160mmHg - war bei
VKA-assoziierten ICBs mit einer niedrigeren Nachblutungsrate und einer geringeren Mortalität assoziiert, allerdings
nicht bei Patienten unter NOAK-Therapie.
Schlussfolgerung: Ein Gerinnungsausgleich mittels PPSB-Gabe kombiniert mit niedrigeren Blutdruckwerten nach 4
Stunden war mit einer niedrigeren Rate an Nachblutungen bei Patienten mit VKA-assoziierter ICB assoziiert, allerdings
nicht bei Patienten mit NOAC-assoziierter Blutung.
EP/02/02
Der Beginn einer oralen Antikoagulation nach erlittener Intrazerebraler Blutung: Assoziationen
mit Patientencharakteristika und Therapieempfehlungen
J.A. Sembill
1
, C.Y. Wieser
1
, M.A. Sprügel
1
, S.T. Gerner
1
, A. Giede-Jeppe
1
, I.Y. Eyüpoglu
2
, P. Hoelter
3
, H. Lücking
3
, J.B. Kuramatsu
1
,
H.B. Huttner
1
1
Universitätsklinikum Erlangen, Neurologie, Erlangen, Deutschland,
2
Universitätsklinikum Erlangen, Neurochirurgie, Erlan-
gen, Deutschland,
3
Universitätsklinikum Erlangen, Neuroradiologie, Erlangen, Deutschland
Fragestellung:
Der Anteil von Patienten mit Intrazerebraler Blutung [ICB] und gleichzeitiger Indikation für eine orale
Antikoagulation [OAK] nimmt zu. Obwohl aktuelle Studien auf ein günstiges Nutzen-Risiko-Profil hinweisen, verbleibt
die Frage ob, wann, und welche OAK begonnen werden soll, umstritten. Diese Studie untersuchte bei ICB-Patienten
deshalb (i) Therapieempfehlung bzgl. einer OAK, deren Umsetzung und Adhärenz, sowie (ii) Parameter, die mit den Be-
ginn einer OAK assoziiert waren.
Methodik:
Diese prospektive Observationsstudie analysierte über eine 21-monatige Einschlussperiode (05/2013-
01/2015) 246 konsekutive ICB-Patienten, die an der Neurologischen oder Neurochirurgischen Klinik des Universitäts-
krankenhauses Erlangen behandelt wurden. Wir analysierten den Einfluss von Patienten- und Blutungscharakteristika
sowie funktionellem Status auf Therapieempfehlungen und OAK-Beginn über einen 12-monatigen Follow-up Zeitraum.
Ergebnis:
Eine Krankenhaussterblichkeit von 24.8%(n=61/246) führte zu 185 überlebenden ICB-Patienten, von denen
wiederum 34.1%(n=63/185) eine OAK Indikation hatten. In diesen Patienten wurde eine OAK in nur 49.2%(n=31/63)
klar empfohlen. Dies zeigte sich unabhängig assoziiert mit einem günstigen funktionellem Entlassstatus
(OR:7.18,CI(1.05-49.13),p=0.04), seltenerer Herzinsuffizienz (OR:0.19,CI(0.05-0.71),p=0.01) und jüngerem Patientenalter