Psycho 2019_Abstractbuch

Postersitzung | Freitag, 22.03.2019 203 Exekutivfunktionen und Aufmerksamkeit bei Patienten mit psychogenen nicht-epileptische Anfällen: Erste Ergebnisse einer Querschnittserhebung Senf, Philine 1 , Hamouda, Karim 1 , Irorutola, Freddy 1 , Gerhardt, Carola 1 , Scherzer, Marie 1 , Holtkamp, Martin 2 , Rose, Matthias 1 , Hinkelmann, Kim 1 1 Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik und Psychothe- rapie, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland, 2 Klinik für Neurologie, Charite Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland Einleitung: Bis zu30%der Patienten, die sich in Epilepsiezentren zur Abklärung von Anfällen vorstellen, haben psychogene nicht-epi- leptische Anfälle (PNES). Die Ätiologie und Pathogenese von PNES sind weiterhin nicht geklärt. Es gibt in der Literatur Hinweise auf mögliche Defizite in Exekutivfunktionen und Aufmerksamkeit, die Ergebnisse sind insgesamt inkonsistent und zumeist im Vergleich mit Epilepsiepatienten. Nur wenige Studien untersuchten Exeku- tivfunktionen bei PNES imVergleich zu gesunden Kontrollen (HC). Unsere Hypothese für die vorliegende Arbeit war, dass PNES Patien- ten Einschränkungen in Aufmerksamkeit und Exekutivfunktion im Vgl. zu HC aufweisen und dass die Testleistung mit der Schwere der dissoziativen Symptome assoziiert ist. Methode: 58 PNES Patienten ohne komorbide Epilepsie wurden aus der Ambulanz für dissoziative Anfälle der Charité rekrutiert. Die Diagnose wurde mit Langzeit-Video-EEG gesichert. Derzeit werden nach Alter, Geschlecht und Bildung gepaarte HC rekrutiert. Dissoziative Symptome wurden mit dem Fragebogen zu Dissoziati- ven Symptomen (FDS-20) und der Somatoform Dissociation Ques- tionnaire (SDQ-20) erhoben. Der „Attention Network Test“ (ANT) erfasst drei Aufmerksamkeits- prozesse: Warnsystem, Orientierung und exekutive Kontrolle. Der Trailmaking Test (TMT) Amisst psychomotorische Geschwindigkeit, der TMT B Umstellfähigkeit/kognitive Flexibilität. Für die Analysen wurde der Differenzscore (TMT-Diff) berechnet. Zahlen Nachspre- chen Rückwärts (ZN) erfasst das Arbeitsgedächtnis. Gruppenunter- schiede bezüglich demographischer, klinischer und kognitiver Vari- ablen wurden mittels univariater ANOVA auf Signifikanz getestet. Assoziationen zwischen neuropsychologischen und klinischenVari- ablen wurden mit einer Partiellen Korrelationsanalyse berechnet. Ergebnisse: Eine vorläufige Analyse mit 54 PNES und 16 HC ergab Hinweise auf Gruppeneffekte bezüglich TMT-Diff (PNES: M=34,6; SD=32,4; HC: M=17,5; SD=11,0; F(1;69)=4,2, p=0,04) und ZN (PNES: M=6,3; SD=2,2; HC: M=7,5; SD=2,5; F(1;69)=3,1, p=0,08). Innerhalb der PNES ergaben sich keine signifikanten Korrelationen (adjustiert für Alter und Schulbildung) von FDS-20 oder SDQ-20 mit den neuropsychologischen Variablen. Diskussion: Da die Rekrutierung der gesunden Kontrollen noch nicht vollständig ist, liegen die Ergebnisse des Gruppenvergleichs noch nicht vor. Erste Analysen sprechen für Defizite in der Exekuti- vfunktion, welche jedoch nicht mit Symptomschwere assoziiert zu sein scheinen. PS 9 - Somatoforme Störungen und Schmerz / Versorgungsformen (ambulant/stationär/ Reha) / Psychogynäkologie Versteckt und spät entdeckt - Klinischer Fallbericht über eine bipolar-affektive Störung versteckt hinter unklaren Körperbeschwerden Allwang, Christine Klinikum rechts der Isar, TU München, Klinik und Poliklinik für Psy- chosomatische Medizin und Psychotherapie, München, Deutsch- land Fast die Hälfte aller Patienten in der hausärztlichen Versorgung äußert körperliche Beschwerden. Bei ca. einem Fünftel dieser Patienten sind die Beschwerden nicht hinreichend durch ein organpathologisches Korrelat erklärbar. In Spezialambulanzen ist diese Zahl noch höher. Oft wird eine psychische Störung durch Körperbeschwerden wie z.B. Schmerzen, Müdigkeit oder Magen-Darm-Probleme maskiert. Patienten wie Ärzte haben häufig eine einseitige somatische Überzeugung, durch die eine frühzeitige psychologisch-psychiatrische Diagnostik sowie eine geeignete Behandlung verzögert wird. Neben der bei diesen Patienten häufig zu diagnostizierenden somatoformen Störung sollte auch an andere Erkrankungen aus dem psychosomatisch-psychiatrischen Formenkreis gedacht werden. Patienten mit einer bipolar-affektiven Störung stellen sich weit- aus häufiger als Patienten mit anderen psychiatrischen Erkran- kungen oder auch als Menschen aus der Allgemeinbevölkerung mit somatischen Beschwerden ärztlich vor. Präsentiert wird ein klinischer Fall, der verdeutlicht, wie wichtig eine umfassende psychologisch-psychiatrische Diagnostik ist, um schwerwiegende psychiatrische Erkrankungen zu detek- tieren und somit dem Patienten eine raschere und adäquate Behandlung zu ermöglichen. Konkret wird über einen Patienten berichtet, bei dem zunächst trotz einer Odysee in der somatischen Diagnostik weder das Vorliegen einer somatoformen Störung noch einer bipolar-affek- tiven Störung erkannt wurde und der nach erfolgter psychiat- rischer Diagnostik mit entsprechender Behandlungsinitiierung subjektiv und objektiv deutlich profitierte.

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