Psycho 2019_Abstractbuch

Postersitzung | Freitag, 22.03.2019 204 Empfinden und Urteilen bei CRPS Schilling, Nicola 1 , Böhringer, Bettina 2 , Melf-Marzi, Alexandra 3 , Zapp, Michael 4 , Hausteiner-Wiehle, Constanze 5,6 1 Universität Regensburg, Psychologie, Regensburg, Deutschland, 2 BG Unfallklinik Murnau, Schmerzmedizin, Murnau, Deutschland, 3 BG Unfallklinik Murnau, BG Rehabilitation, Murnau, Deutschland, 4 BG Unfallklinik Murnau, Handchirurgie, Murnau, Deutschland, 5 BG Unfallklinik Murnau, Psychosomatik/ Neurozentrum, Murnau, Deutschland, 6 Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der TU München, Klinikum rechts der Isar, Mün- chen, Deutschland Das Komplexe Regionale Schmerzsyndrom (CRPS) kann als funk- tionelle neuronale Netzwerkstörung aufgrund einer maladapti- ven Schutzreaktion konzeptualisiert werden, die durch ängstli- che Erwartung, Schmerz und Immobilisierung (z.B. im Rahmen eines Unfalls) getriggert und durch dysfunktionales Empfinden und Urteilen aufrechterhalten wird. Ein besseres Verständnis der affektiven und kognitiven Beschwerdeverarbeitung von CRPS-Patienten bietet mögliche neue Ansatzpunkte in der bis- lang ja schwierigen Therapie. Wir untersuchten die allgemeine, die Stress- und Schmerzbe- zogene affektive und kognitive Verarbeitung bei Patienten mit posttraumatischem CRPS im Vergleich zu Patienten mit anderen chronischen Schmerzzuständen und Gesunden; auf dem Kon- gress werden erste Ergebnisse vorgestellt. Entwicklung eines Vorschlags für eine einrichtungs-, sektoren- und professionsübergreifende Basisdokumentation für die Kinder- und Jugendpsychosomatik Ertl, Sebastian 1 , Kingsbury, Petra 2 , Vogt, Michael 3 , Loew, Thomas 4 , Hinterberger, Thilo 1 1 Universitätsklinikum Regensburg, Psychosomatische Medizin, For- schungsbereich Angewandte Bewusstseinswissenschaften, Regens- burg, Deutschland, 2 Heiligenfeld Klinik Waldmünchen, Wald- münchen, Deutschland, 3 Hochschule Coburg, Soziale Arbeit und Gesundheit, Coburg, Deutschland, 4 Universitätsklinikum Regens- burg, Psychosomatische Medizin, Regensburg, Deutschland Einleitung: In der Psychiatrie und Psychosomatik wird die Basis- dokumentation (BaDo) als Instrument der Qualitätssicherung eingesetzt. Während für die Zielgruppe der Erwachsenen bereits untersucht wurde, welche Aspekte in den unterschiedlichen BaDo‘s relevant sind und ein Vorschlag für eine einrichtungs-, sektoren- und berufsübergreifende BaDo erarbeitet wurde, fehlt dies für die Zielgruppe psychisch kranker Kinder- und Jugendli- cher. Ziel der Analyse war es, Aspekte zu identifizieren, die a) sektorenübergreifende Aspekte darstellen und „Akute somatoforme Reaktion“ - Ein neues Krankheitsmodell für die haus- und fachärztliche Grundversorgung Frisch, Stephan 1,2 , Gündel, Harald 3 , Jerg-Bretzke, Lucia 2 , Walter, Steffen 2 1 Praxis für Neurologie und Psychiatrie, Leutkirch, Deutschland, 2 Uniklinik Ulm, Sektion Med. Psychologie, Klinik für Psychosoma- tische Medizin und Psychotherapie, Ulm, Deutschland, 3 Uniklinik Ulm, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Ulm, Deutschland In der haus- und fachärztlichen Grundversorgung haben min- destens 20% der Patienten Beschwerden ohne eine spezifi- sche organische Ursache, nur ein Teil erfüllt die Kriterien einer Somatisierungsstörung (ICD-10 F45.0 bzw. F45.1) oder somat- oformen autonomen Funktionsstörung (F45.3). Eine relevante Gruppe von Patienten berichtet über kurzdauernde derartige Körperbeschwerden, die auch im Rahmen einer weitergehen- den Exploration in Zusammenhang mit auslösenden aktuellen Lebensereignissen zu bringen sind. Oft gestalten sich die Dia- gnosemitteilung und Therapieeinleitung bei Vorliegen einer somatoformen Störung schwierig, da der Patient sich durch eine psychosomatische Diagnose stigmatisiert fühlt. Die Verwendung des Krankheitskonzeptes der „akuten somato- formen Reaktion“ ist ein probater Ansatz, um o.g. Schwierigkei- ten zu reduzieren. Beispielhaft berichten wir über 4 Patienten mit einer „akuten somatoformen Reaktion“: 1. einen 18jähriger Student mit fluktuierender Sensibilitätsstörung im re. Gesicht bei anstehender Auswahlprüfung zur Ausbildung zum Fluglotsen, 2. eine 39jährige Sozialversicherungsangestellte mit Benommen- heitsschwindel, Erschöpfung und Abgeschlagenheit infolge OP eines gutartigen vaginalen Tumors, 3. einen 33jähriger Berufs- jäger mit Schwindel, Sehstörungen, Abgeschlagenheit, Wortfin- dungsstörungen, nachdem sich die langjährige Partnerin von ihm getrennt hat und 4. einen 36jähriger Supermarktmitarbeiter mit Kopfschmerzen nach Fehlgeburt des eigenen Kindes. Die Vermittlung eines Krankheitsmodells einschließlich einer plausiblen Erklärung der Beschwerdeursache ist für die Patien- ten essentiell, und für die Diagnoseakzeptanz und Therapiead- härenz wesentlich. Die „akute somatoforme Reaktion“ ist bei ausgewählten Patienten in der haus- und fachärztlichen Grund- versorgung ein vorteilhaftes Konzept. Anhand der Fallbeispiele und der wissenschaftlichen Literatur wird das Krankheitskon- zept der „akuten somatoformen Reaktion“ vorgestellt und ein geplantes empirisches Vorgehen differenziert beschrieben sowie diskutiert.

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