DIVI 2018 Abstractbuch

DIVI 2018 05.–07.12.2018 | CCL–Congress Center Leipzig 60 EP/04/16 Schwere Hyperlaktatämie bei Ethylenglykol-Vergiftung: Wahr oder nicht wahr? J. de Fallois 1 , K. Harms 2 , J. Tischer 1 , S. Petros 1 1 Uniklinik Leipzig, Interdisziplinäre internistische Intensivstation, Leipzig, Deutschland, 2 Uniklinik Leipzig, Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik, Leipzig, Deutschland Fragestellung: Eine Intoxikation mit Alkoholderivaten bleibt bei unklarer Anamnese eine differentialdiagnostische Herausforderung. Der direkte Nachweis dieser Substanzen ist in den meisten Kliniken routinemäßig nicht möglich. Fehlerhafte Laktat-Messungen über Point-of-Care Blutgasanalyse- Geräte können die Diagnose erschweren oder zu einer falschen Schlussfolgerung führen. Methodik: Eine 23-jährige Patientin wurde bewusstlos auf die Intensivstation aufgenommen. Initial bestand eine ausgeprägte metabolische Azidose mit Laktatwerten im Vollblut oberhalb des Messbereichs (>30 mmol/l, ABL800 FLEX, Radiometer). Die signifikant erhöhte osmotische Lücke mit einer Differenz von 34 und die vergrößerte Anionenlücke von 18,2 mmol/l erhärteten den Verdacht einer Ethylenglykolintoxikation. Ergebnis: Es wurde bei vermuteter Ethylenglykolintoxikation eine Volumentherapie und eine Alkoholdehydrogenase-Blockade mittels intravenöser Ethanoltherapie begonnen. Der Zustand der Patientin stabilisierte sich rasch. Die Laktat-Kontrollmessung im Fluorid-EDTA-Plasma im Institut für Laboratoriumsmedizin erbrachte eine Konzentration von 7,6 mmol (indirekt photometrischer Test, basierend auf Laktatoxidase [LOD] und Peroxidase [POD], Roche cobas 8000 modular analyzer). Die Laktatmessung erfolgt in der Akutmedizin üblicherweise mit Point-of-Care Blutgasanalysegeräten mittels Amperometrie, nach einer Katalysierung von Laktat durch das Enzym Laktatoxidase. Die Präsenz von Glykolsäure kann die verwendete Laktatelektrode beeinträchtigen, so dass falsch hohe Laktatwerte angezeigt werden. Bei der Kontrolle im labormedizinischen Institut handelt es sich um einen indirekten photometrischen Test. Laktat wird in einer gekoppelten enzymatischen Reaktion über Laktatoxidase zunächst zu Pyruvat oxidiert, dabei entsteht Wasserstoffperoxid. Dies lässt sich anschließend mittels Peroxidasereaktion zu einem Farbstoff umsetzen, welcher photometrisch gemessen wird. Die Intensität der gebildeten Farbe ist direkt proportional zur Laktatkonzentration. Die Ursache für die Kreuzreaktion mit der Laktatoxidase scheint eine biochemische Strukturähnlichkeit von Glykolsäure und Laktat zu sein. Schlussfolgerung: Bei einer Hyperlaktatätmie in Zusammenhang mit Vergiftungen sollte an eine solche Kreuzreaktion gedacht werden.

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