DIVI 2019 Abstractbuch

DIVI 2019 04. – 06.12.2019 | Hamburg Messe 6 FPV/01/04 Metabolomisches NMR-Profiling im Urin von pädiatrischen Patienten mit akuter Nierenschädi- gung J.H. Westhoff 1 , P. Eisenmann 2 , A. Fichtner 1 , B. Tönshoff 1 , C. Muhle-Goll 2,3 1 Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Klinik Kinderheilkunde I, Heidelberg, Deutschland, 2 Karlsruher Institut für Technologie, Institut für Organische Chemie, Karls- ruhe, Deutschland, 3 Karlsruher Institut für Technologie, Institut für Biologische Grenzflächen 4, Karls- ruhe, Deutschland Fragestellung: Die akute Nierenschädigung (Acute Kidney Injury, AKI) erhöht unabhängig die Morbi- dität (z.B. Beatmungsdauer, Dauer Krankenhaus- bzw. ICU-Aufenthalt) und Mortalität kritisch kranker Kinder und Erwachsener. Serumkreatinin-basierte Definitionen der AKI sind u.a. aufgrund des zeitlich verzögerten Anstiegs, der Abhängigkeit von der Muskelmasse sowie der fehlenden Aussagekraft hin- sichtlich Ursache und Prognose der AKI problematisch. Neue Biomarker im Urin ermöglichen poten- ziell eine frühzeitigere und sensitivere Diagnose der AKI und können damit Einfluss auf das klinische Outcome haben. Die Kernspinresonanzspektroskopie (NMR-Spektroskopie) erlaubt umfassende me- tabolomische Untersuchungen mit der Aufklärung der Struktur und der Dynamik von Molekülen sowie deren Konzentrationsbestimmungen. Ziel der Studie war daher die Suche nach neuen potenziellen Biomarkern im Urin-Metabolom von pädiatrischen Patienten mit AKI mittels NMR-Spektroskopie. Methodik: Eine Kohorte von 74 neonatalen und pädiatrischen AKI-Patienten (0-18 Jahre) heteroge- ner Ursache wurde sowohl mit einer Gruppe mutmaßlich gesunder Kinder sowie mit einer Gruppe kritisch kranker Kinder ohne AKI verglichen. Die Urine der AKI-Patienten wurden zum Zeitpunkt der Diagnose der AKI entsprechend der Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO)-Klassifi- kation bzw. zum Zeitpunkt der Verlegung in unsere Klinik gewonnen und der 1H-NMR-Spektroskopie zugeführt. Ergebnisse: In der Pilotstudie konnte mittels multivariater Analysen eine Serie von Urin-Metaboliten identifiziert werden, welche in Support Vector Machine (SVM)-Analysen einen guten prädiktiven Wert hinsichtlich der Diagnose der AKI hervorbrachten. So lag die Wertigkeit in der Diagnose der AKI in Receiver Operating Characteristic (ROC)-Kurven bei einer Area Under the Curve (AUC) von 0,94 (95% Konfidenzintervall 0,88-0,99). Insbesondere die Citrat- und Format-Konzentrationen waren bei AKI-Patienten im Urin signifikant reduziert, während Laktat, Leucin und Valin erhöht waren. Fer- ner schienen spezifische Fingerprints aus der NMR-Spektroskopie Rückschlüsse auf die jeweilige AKI-Ursache zuzulassen. Schlussfolgerungen: Die NMR-Spektroskopie kann zur Identifizierung neuer diagnostischer Bio- marker für die AKI beitragen. Neben der guten diagnostischen Wertigkeit der identifizierten Biomar- ker scheinen spezifische Fingerprints differentialdiagnostische Aussagen zur AKI-Ursache zu ermög- lichen, wobei diese Beobachtungen in größeren Studien validiert werden müssen.

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