DIVI 2019 Abstractbuch

DIVI 2019 04. – 06.12.2019 | Hamburg Messe 138 EP/10/09 Verlauf der AChE-Aktivität beim Intensivpatienten als Diagnosehilfe für die septisch assoziierte Enzephalopathie B. Zujalovic 1 , B. Mayer 2 , S. Hafner 1 , F. Balling 1 , E. Barth 1 1 Universitätsklinikum Ulm - Klinik für Anästhesiologie, Interdisziplinäre Operative Intensivmedizin, Ulm, Deutschland, 2 Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie, Ulm, Deutschland Hintergrund: Die Delirinzidenz bei septischen Intensivpatienten ist sehr hoch. Die septisch assozi- ierte Enzephalopathie (SAE), als eine Ausprägung des Delirs, geht im Vergleich zu septischen Pati- enten ohne kognitive Dysfunktion mit einer Mortalitätssteigerung einher. Ursächlich für die SAE kann unter anderem die inflammatorisch vermittelte Störung des zentral-cholinergen Transmitterhaushal- tes sein. Fragestellung: Ist die erythrozytäre Acetylcholinesteraseaktivität (AChE-Aktivität) als Surrogatpara- meter für den cholinergen Status des zentralen Nervensystem bei Intensivpatienten mit vermuteter SAE gegenüber nicht-septischen Patienten verändert? Methodik: Durchführung einer prospektiven Observationsstudie auf der Interdisziplinären Operativen Intensivstation des Universitätsklinikums Ulm (03/2017 - 03/2018, Ethik-Antrag 363/16). Es wurden 175 Intensivpatienten eingeschlossen, welche in septische und nicht-septische Patienten differenziert wurden. An bis zu 6 aufeinanderfolgen Tagen erfolgten Messungen der AChE-Aktivität. Als Anstieg/ Abfall der AChE-Aktivität wurde eine Veränderung gegenüber dem Ausgangswert bei Aufnahme auf die ICU von ≥ 10% festgelegt. Die Diagnosestellung eines Delirs erfolgte mittels CAM-ICU-Test, die einer Sepsis durch Anwendung des SOFA-Scores / der Sepsis-3-Definition. Ergebnisse: 130 Patienten wurden als nicht-septisch klassifiziert, mit einem statistisch signifikanten Anstieg der AChE-Aktivität zwischen Aufnahme und Tag 3 (p = 0,03). 30 septische Patienten mit vermuteter SAE zeigten einen Abfall der AChE-Aktivität, vom Aufnahme- tag bis zum fünften Folgetag mit einem p < 0,001. Bei den restlichen 15 septischen Patienten konnte ein statistisch signifikanter Anstieg der AChE-Aktivität über den gesamten Beobachtungszeitraum verzeichnet werden. Im univariaten Regressionsmodell zeigte sich kein statistisch signifikanter Zu- sammenhang zwischen zeitabhängiger AChE-Aktivität und Alter, Geschlecht, Erkrankungsschwere (SAPS II, TISS-28), SOFA-Score. Schlussfolgerung: Bei septischen Intensivpatienten mit vermuteter SAE ist ein statistisch signifi- kanter, zeitabhängiger Anstieg oder Abfall der AChE-Aktivität gegenüber nicht-septischen Intensi- vpatienten nachweisbar. Als Surrogatmarker des zentral-cholinergen Transmitterhaushaltes hilft die AChE-Aktivität die SAE gegenüber anderen Delirentitäten abzugrenzen und bietet die Option zum gezielten Einsatz indirekter, ZNS-gängiger Parasympathomimetika.

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