Psychosomatik2022_Hauptprogramm

Programm | Donnerstag, 23.06.2022 59 Evidenzbasierte und personalisierte Psychotherapie in der Praxis Wolfgang Lutz (Mainz) 16:30 – 18:00 Newton Wissenschaftliches Symposium Psychodynamische Psychotherapieprozessforschung: Wirkfaktoren, Moderatoren und DosisWirkungsbeziehung Gegenstand der Prozessforschung sind Handlungen und Erfahrungen von Patienten und Therapeuten während der Behandlung. Ziel ist eine Annäherung an die Frage, was während einer Behandlung geschehen muss, damit diese erfolgreich verläuft. Die vier Beiträge nähern sich dieser Frage auf unterschiedliche Weise. Der 1. Beitrag untersucht individuelle Schwankungen von Selbstöffnung sowie Schwankungen des Bindungsstils über den Verlauf stationärer Psychotherapie. Der Zusammenhang zwischen Selbstöffnung und nachfolgendem Therapieerfolg wird dabei durch den Bindungsstil moderiert. Ein Zuwachs an Offenheit ist vor allem für sicher gebundene Patienten vorteilhaft, während verstrickt gebundene Patienten weniger profitieren. Eine ähnliche differentielle Wirkung moderierender Persönlichkeitsfaktoren steht im Fokus des 2. Beitrags zumWirkfaktor Agency. Hier werden in einer Stichprobe von Patienten in psychodynamischer Richtlinientherapie mittels longitudinaler Strukturgleichungsmodelle Moderatoren des Zusammenhangs von Agency und Therapieerfolg untersucht, Agency erweist sich dabei als Wirkfaktor mit differentieller Wirkung für bestimmte Patientengruppen. Der 3. Beitrag fokussiert erneut den therapeutischen Prozess in dynamischen Richtlinientherapien, und nutzt dazu eine systematische qualitative Analyse von Widerstandsphänomenen in einer interdisziplinären Zusammenarbeit von Linguisten und Psychotherapeuten. Die Übereinkunft in der Klassifikation zwischen den Disziplinen ist hoch, sodass die Studie eine wichtige Basis zur weiteren Systematisierung von Widerstandsphänomenen liefert. Der 4. Beitrag analysiert DosisWirkungsbeziehungen in stationärer tiefenpsychologischer Therapie der Depression. In einer Multicenterstudie wird der Zusammenhang von Dauer und Dosis verschiedener therapeutischer Interventionen mit dem Therapieerfolg geprüft und in Zusammenhang mit Patientenvariablen gesetzt. Zusammengenommen bilden die Beiträge die Breite der Prozessforschung methodisch und inhaltlich ab. Innovative statistische Modelle für longitudinale Daten werden durch die Perspektive einer qualitativen, gesprächsanalytischen Klassifikation ergänzt. Der Fokus auf den Prozessaspekten Selbstöffnung, Agency und dem beobachtbaren Widerstand beleuchtet die Qualität der gemeinsamen Arbeit von Patienten und Therapeuten aus unterschiedlichen Perspektiven. Schließlich ist die Berücksichtigung von moderierenden Faktoren entscheidend für die Beantwortung der wichtigen Frage„what works for whom“. Vorsitz: Ulrike Dinger-Ehrenthal (Düsseldorf ), Matthias Franz (Düsseldorf ) Bindung als Moderator des Zusammenhangs zwischen Selbstöffnung und Therapieerfolg Simone Jennissen (Heidelberg) Widerstand in der psychodynamischen Psychotherapie aus psychodynamischer und gesprächsanalytischer Sicht (DFG-Projekt RESIST) Inka Montan (Heidelberg)

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