DIVI 2018 Abstractbuch

65 Organversagen und Transplantation Abstractbuch / E-Poster Abstracts EP/05/05 Mortalität und akutes Nierenversagen nach Anwendung von Hydroxyethylenstärke beim Schwerverletzten unterliegen einer nicht-linearen, dosisabhängigen Assoziation T. Kammerer 1,2 , E. Fleischhacker 3 , H. Trentzsch 4 , D. Kuppinger 5 , F. Beyer 5 , F. Meigel 5 , M. Rehm 2 , W. Hartl 5 1 Ruhr-Universität Bochum, Institut für Anästhesiologie und Schmerztherapie, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen, Deutschland, 2 Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik für Anaesthesiologie, München, Deutschland, 3 Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, München, Deutschland, 4 Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement, München, Deutschland, 5 Ludwig- Maximilians-Universität München, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, München, Deutschland Fragestellung: Die Volumentherapie mit Hydroxyethylstärke (HES) bei polytraumatisierten Patienten wird kontrovers diskutiert und ist mit einer erhöhten Mortalität sowie einer erhöhten Inzidenz eines akuten Nierenversagens (ANV) assoziiert. Die Bedeutung der kumulativ verabreichten HES-Dosis wurde bislang noch nicht untersucht. Methodik: Retrospektive Analyse auf Basis der lokalen Traumadatenbank der beiden unfallchirurgischen Standorte am Klinikum der Universität München zwischen 2005 und 2011. Umfang der Datenerhebung entsprach dem Datensatz des TraumaRegisters DGU ® . Einschlusskriterien waren Alter >18 Jahre, primäre Aufnahme über den Schockraum oder Zuverlegung innerhalb der ersten 24 Stunden nach Unfallereignis und anschließender Intensivstationsaufenthalt ≥2 Tage. Neben der Verletzungsschwere wurden Art und Menge der verabreichten Infusionslösungen in der Prä- und Intrahospitalphase dokumentiert. Zusammenhänge zwischen dem relativen und absoluten Volumen von Hydroxyethylstärke und der 90-Tage-Mortalität sowie der Häufigkeit eines akuten Nierenversagens wurden mittels komplexer statistischer Modelle und Sensitivitätsanalysen untersucht. Ergebnis: Insgesamt wurden 271 Patienten eingeschlossen. Die prognostizierte Mortalität nach Revised Injury Severity Classification (RISC) betrug 15,1±1,4% [Mittelwert, SD]. 75,3% der Patienten erhielten Hydroxyethylstärke und Kristalloide in einem Verhältnis von 2,93±2,60. Die 90-Tage-Mortalität betrug 11,1%. 7,8% der Patienten entwickelten ein akutes Nierenversagen. Nach der Anpassung für Störfaktoren fanden wir eine U-förmige, nicht-lineare Assoziation zwischen absoluten und relativen Volumina von Hydroxyethylstärke und der Überlebenszeit (p=0,003 bzw. 0,025). Die Verabreichung von weniger als etwa 1000ml oder mehr als 2000ml HES war signifikant mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines ANV verbunden (p=0,023). Die optimale relative Menge von Hydroxyethylstärke betrug 20 bis 30% der Gesamtflüssigkeitsmenge. Schlussfolgerung: Es besteht eine komplexe U-förmige Assoziation zwischen der Gesamtdosis von Hydroxyethylstärke und der Morbidität bzw. Mortalität von Patienten nach Polytrauma. Das optimale Kristalloid-/HES-Verhältnis für die akute Schockbehandlung scheint im Bereich von etwa 2,5 bis 4,0 zu liegen; das Gesamtvolumen von Hydroxyethylstärke sollte weniger als 2000 ml betragen.

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