DIVI 2018 Abstractbuch

DIVI 2018 05.–07.12.2018 | CCL–Congress Center Leipzig 4 Freie Vorträge I FPV/01/01 Motive für die Inanspruchnahme der Notfallaufnahme eines Schwerpunktversorgers mit regionaler Alleinstellung - Ergebnisse einer Befragung von Patienten mit niedriger Dringlichkeit A.K. Reinhold 1 , F. Greiner 1 , F. Walcher 1 , B. Erdmann 2 1 Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsklinik für Unfallchirurgie, Magdeburg, Deutschland, 2 KlinikumWolfsburg, Zentrale Notfallaufnahme, Wolfsburg, Deutschland Fragestellung: In deutschen Notaufnahmen wird derzeit bei steigender Fallzahl eine Verschiebung des Patientenspektrums hin zu Patienten mit niedriger Dringlichkeit beobachtet. In circa 60% der Fälle erfolgt eine ambulante Notfallbehandlung. Von diesen Fällen könnte rund ein Drittel angemessen im vertragsärztlichen Sektor versorgt werden. Die vorliegende Studie analysiert das Inanspruchnahmeverhalten von Notaufnahmepatienten mit niedriger Dringlichkeit in Bezug auf den Zeitpunkt der Behandlung, die Zuweisung, die Motive der Inanspruchnahme und die Selbsteinschätzung der Dringlichkeit. Methodik: Die schriftliche anonyme Befragung der Patienten in der zentralen Notfallaufnahme des Klinikums Wolfsburg erfolgte zwischen Dezember 2015 und März 2016. In diesem Zeitraum wurden dort 7.339 Patienten mit niedriger Dringlichkeit (Manchester-Triage-System (MTS) Stufen blau und grün) behandelt. Die Fragebögen wurden deskriptiv ausgewertet. Ergebnis: 729 ausgefüllte und auswertbare Fragebögen standen für die Analyse zur Verfügung. Ein Großteil der Befragten (81,5%) stellte sich zu den regulären Praxisöffnungszeiten zwischen 8:00 und 17:00 Uhr in der Notfallaufnahme vor und 70,1% der Patienten waren „Selbstvorsteller“. Die von den Befragten am häufigsten genannten Motive für die Inanspruchnahme waren, dass sie in der Notfallaufnahme eine bessere Versorgung erfahren würden (39,6%), dass das Krankenhaus die erste Anlaufstelle sei (19,2%) und die Einschätzung, zu lange auf einen Termin beim Hausarzt/Facharzt warten zu müssen (17,3%). Auf einer achtstufigen Likert-Skala schätzten sich 63,1% der Befragten selbst als mittelschweren bis lebensbedrohlichen Notfall ein. Als alternative Anlaufstelle für ihre Beschwerden würden 49,2% der Patienten eine benachbarte Klinik in der Region wählen. Schlussfolgerung: Ein Großteil der Befragten hat die Notaufnahme als erste Anlaufstelle gewählt, obwohl zumindest zeitlich gesehen die Möglichkeit bestanden hätte, vertragsärztliche Versorgungsangebote in Anspruch zu nehmen. Zudem divergiert die subjektive Einschätzung der Patienten bezüglich der Dringlichkeit ihrer Beschwerden mit der Ersteinschätzung nach MTS. Sie befürchten eine akute Bedrohung ihrer Gesundheit und würden als alternativen Behandlungsort eine Klinik in der Nachbarstadt ansteuern. Es ist fraglich, ob Patienten durch Aufklärungsmaßnahmen dazu veranlasst werden können, selbstständig alternative Behandlungsmöglichkeiten auszuwählen. Freie Vorträge

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