DIVI 2019 Abstractbuch

DIVI 2019 04. – 06.12.2019 | Hamburg Messe 102 EP/07/06 Postoperative Blutungskomplikationen bei Faktor XIII-Mangel, ein Kolibri? Ein klinischer Fallbe- richt nach orthotoper Lebertransplantation M. Dietrich 1 , F.C.F. Schmitt 1 , M.A. Weigand 1 , T. Brenner 1 1 Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Anästhesiologie, Heidelberg, Deutschland Postoperative Blutungskomplikationen sind keine Seltenheit. Für die zielgerichtete Therapie stehen im Zeitalter von Point-of-Care basierter Thrombelasto- und Impedanzaggregometrie (ROTEM®, Mul- tiplate®), diverse Behandlungsalgorithmen zur Verfügung. Dennoch gibt es immer wieder Situationen in denen dieses standardisierte Vorgehen alleine nicht ausreicht, um jedwede Form einer Hämorrha- gie erfolgreich zu therapieren. Vergangenes Jahr musste sich eine 31-jährige Patienten auf Grund eines fulminanten Leberversa- gens unklarer Genese einer orthotopen Lebertransplantation unterziehen. Diese wurde 3 Tage nach Erstdiagnose durchgeführt, eine Gerinnungsoptimierung war während der Operation nicht notwendig. Bei einem intraoperativen Blutverlust von 1500ml wurden zusätzlich zur kristalloiden Volumensubsti- tution, 100ml Human-Albumin substituiert. Postoperativ konnte die Patientin bei geringem Katechola- minbedarf extubiert werden. Am Folgetag kam es zu einer zunehmend blutigen Drainagenförderung und einem Hämoglobin-Wert Abfall < 6g/dl. Es wurden bei guter Transplantatfunktion und unauffäl- liger Gerinnungsdiagnostik (ROTEM®, Multiplate®) 3 Erythrozytenkonzentrate (EK) substituiert und die Indikation zur Re-Laparotomie gestellt. Intraoperativ wurde ein großes perihepatisches Hämatom ohne klaren Blutungs-Fokus ausgeräumt, wobei schon hier eine diffuse Blutungsneigung imponierte. Bei weiterhin blutiger Drainagenförderung postoperativ und fehlender chirurgischer Blutungsquelle, wurde eine erneute Gerinnungsdiagnostik durchgeführt. Auch hier waren die Ergebnisse von RO- TEM®, Multiplate® und Routinelabor (Quick 77,3 %, aPTT 25,5 Sek, Fib. 1,91 g/l, Thromb. 90/nl) unauffällig. Bei blander Gerinnungsanamnese wurde sich dennoch für eine erweiterte Gerinnungs- diagnostik entschieden und es zeigte sich ein signifikant reduzierter Faktor XIII Spiegel von 46,8%, bei sonst normwertigen Ergebnissen. Nach Substitution von 1250IE eines Faktor XIII Präparates und adäquatem Anstieg des Plasmawertes, sistierte innerhalb von 2 Stunden die blutige Drainagenförde- rung und von einer erneuten Intervention konnte abgesehen werden. Postoperative Blutungskomplikationen durch einen erworbenen Faktor XIII-Mangel stellen im inten- sivmedizinischen Alltag sicherlich eine Rarität dar. Dennoch zeigt dieses Fallbeispiel, dass es Sinn macht bei sonst unauffälliger Gerinnungsdiagnostik, frühzeitig an einen erworbenen Mangel zu den- ken und damit unnötige invasive Diagnostik und Interventionen zu vermeiden.

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